Mehr Unterstützung nötig

Hilfsbedürftige Menschen begleiten

 

Seit dem 1. Januar gelten neue Regeln im Bundesteilhabegesetz. Warum dann noch mehr ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer nötig sind.

 

Ostalbkreis. „Immer mehr Menschen sind im Alter oder mit einer Behinderung auf sich gestellt. In manchen Lebenslagen benötigen diese Menschen unsere Unterstützung“, sagt Senta D'Onofrio. Die Vorsitzende des Betreuungsvereins Ostalbkreis, ihr Stellvertreter Dieter Hebel und Geschäftsführer Jürgen Reimann hoffen aktuell auf Frauen und Männer, die solch eine Unterstützung anbieten - als ehrenamtliche Betreuerinnen beziehungsweise Betreuer.

 

Neues Gesetz tritt in Kraft

Der Anlass: Seit dem 1. Januar 2020 gilt das stark überarbeitete Bundesteilhabegesetz, kurz BTHG, erklärt Dieter Hebel. Entscheidendes Ziel sei die Gleichstellung von Menschen mit und ohne Behinderungen. „Das bedeutet aber auch, dass beispielsweise Menschen mit Behinderungen, die in Wohnstätten leben, selber ihre Anträge stellen müssen, um Wohngeld zu bekommen.“ Ältere Menschen in Pflegeheimen sollten nun selbstständig ihre Heimrechnungen zahlen und alle nötigen Kontakte zu Behörden pflegen.

„Wenn Pflegebedürftige oder Behinderte und ihre Angehörigen mit all dem überfordert sind oder wenn gar keine Familie in der Nähe ist, benötigen sie Betreuer“, erläutert Jürgen Reimann. Er betont: „Allein in diesem Oktober hatten wir so einen großen Bedarf an neuen Betreuern wie im gesamten vorherigen Jahr zusammengerechnet.“ Das sei nicht nur auf der Ostalb so.

 

Krasse Fälle sind für Profis

„Die krassen Fälle wie die Abwicklung einer Räumungsklage übernehmen wir Berufsbetreuer oder Vereinsbetreuer selber", verspricht Senta D'Onofrio. „Aber wenn es darum geht, einen behinderten Menschen zum Arzt zu begleiten oder bei einem gemeinsamen Kaffee ein Überweisungsformular auszufüllen, setzen wir auf ehrenamtliche Unterstützung“, sagt sie.

„Dafür bekommen sie eine Einführung und regelmäßige Fortbildungen“, zählt Geschäftsführer Jürgen Reimann auf. „In allen Fragen im Umgang mit dem Betreuten können sie sich an unseren Betreuungsverein wenden.“ Vier Mitarbeiter habe der Verein mit Sitz in Aalen. „Wir arbeiten mit 5000 Betreuern zusammen, die Hälfte davon ist ehrenamtlich tätig.“

 

Weitläufig

Vom Arztbesuch bis zum Hausverkauf und von der Rente bis zum Tod sei ehrenamtliche Betreuung möglich, fasst Jürgen Reimann zusammen. Wer selber fit in Rente gehe, könne sich über den Betreuungsverein flexibel ehrenamtlich einbringen. „Sie können sich auf Menschen einlassen, die Unterstützung benötigen.“ Jeder dieser Menschen bringe seinen eigenen Rucksack mit.

Manche könnten nicht lesen oder nur bis hundert zählen. „Sie handeln nach deren Willen, zu deren Wohl.“ Wer dabei an seine Grenzen komme, könne auch wieder aus dem Amt als ehrenamtlicher Betreuer ausscheiden.

 

■ Kontakt zum Betreuungsverein Ostalbkreis: Telefon (07361) 680789, E-Mail: btv@btv-ostalb.de, mehr Infos unter www.btv-ostalb.de

■ Der Vorstand: Senta D'Onofrio ist in Aalen als Rechtsanwältin und Berufsbetreuerin tätig. Dieter Hebel war bis zu seiner Pensionierung Chef der Gmünder Ersatzkasse GEK und engagiert sich auch ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzender des Körperbehindertenvereins Ostwürttemberg. sp/gt

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