Töpfern als gelebte Inklusion

 


Eröffnung der Ausstellung im Rathaus: Kursleiter Emil Ivanov (von rechts) zeigt dem Körperbehindertenvereinsvorsitzenden Dieter Hebel und Ob Rentschler einige der entstandenen Exponate. Foto: BW

 

Aalen. „Inklusion pur“, nennt Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler die Ergebnisse der Keramikwerkstatt für Menschen mit und ohne Behinderung. Hase, Fisch, Blumentopf, Tasse und Teller: Rund 150 Exponate sind am Mittwochabend im Rathaus vorgestellt worden.

 

Auf Initiative des Körperbehindertenvereins Ostwürttemberg wurde das Projekt „Keramik-Kreativ“ erstmals in Ostwürttemberg durchgeführt.

 

Unterstützt durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg und gefördert von der Stadt Aalen, haben 48 Teilnehmer mit und ohne Beeinträchtigung im Alter von sechs bis 82 Jahren teilgenommen. Unterteilt in drei Gruppen, haben sie gemeinsam mit Emil Ivanov vom bulgarischen Kulturinstitut in Ellwangen zehn Monate an den unterschiedlichen Keramikwerken geformt.

 

„Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel für Inklusion“, lobt Rentschler den Initiator und Vorsitzenden des Körperbehindertenvereins, Dieter Hebel, bei der Vernissage. „Inklusion geht nur, wenn man mitten ins Leben geht – das muss unser Ziel sein“, so Rentschler weiter. Dieses Vorhaben gehe einher mit den Themen Städteplanung, umweltfreundliche Mobilitätsformen und Schule – alles keine Aufgaben, die man in einem Quartal erledigen könne, so der OB. Seine Unterstützung für das bisher vom Ministerium getragene Projekt sichert er ebenfalls zu.

 

„Wir haben die Übertragbarkeit des Projekts bewiesen“, sagt Dieter Hebel, der auch darauf verweist, dass man beim Formen des Tons Einfühlungsvermögen benötige. Er bricht eine Lanze für Emil Ivanov: „So etwas aufzubauen, braucht so einen Menschen“.

 

„Die Lasur ist wie Käsepizza. Man weiß nie, wie sie im Ofen verläuft.“ Emil Ivanov, Projektleiter „Keramik-Kreativ“

 

Der gelernte Archäologe und Kursleiter Ivanov führt anschließend durch die Ausstellung, macht Handyfotos mit den Teilnehmern und erklärt, was es Überraschendes mit der Lasur auf den Objekten zu tun hat: „Die ist wie eine Käsepizza, wenn man sie in den Ofen schiebt, weiß man nie, wie sie verläuft.“

 

Und warum eignet sich das Töpfern besonders gut für ein Inklusionsprojekt? „Jeder kann sich beteiligen, mit oder ohne Kenntnisse“, erläutert Ivanov. Arbeits- und Herstellungsmethoden sowie die Technik hätten die Teilnehmer im Kurs erlernt. Dazu gehörte unter anderem der Umgang mit der elektrischen Töpferscheibe.

 

Alles in allem zieht der Kursleiter ein positives Fazit: „Man hat gesehen, dass die Menschen, die dabei waren, viel mit Kunst anfangen können.“

 

Die Ausstellung kann noch bis zum 7. Januar 2020 im Rathaus Aalen besucht werden.

 

Benedikt Walther, Schwäbische Post