Ein Platz zum Spielen für alle


Wie engagierte Eltern Schulhof und Spielplatz der Friedensschule allen Menschen zugänglich machen wollen.



Aalen-Unterkochen. Noch ist es „ein großer Traum.“ Und damit er wahr wird, braucht der Freundeskreis der Kocherburgschule viele Unterstützer. Und viel Geld. „Wir brauchen mindestens 700 000 Euro“, sagt Daniela Bachert.


Die Idee: Der Schulhof der Friedensschule soll in einen großen barrierefreien Spielplatz verwandelt werden. Und der soll allen Menschen offen stehen – für Menschen mit und ohne Behinderung oder gesundheitliche Probleme und für jedes Alter. Ein Platz für alle sozusagen.


Die Idee hat folgende Vorgeschichte. Ein Schulkind hatte sich den Fuß gebrochen und sollte ihn nicht belasten. Die Friedensschule und der öffentliche Spielplatz sind aber nur über Treppen zu erreichen. Das gebrochene Bein heilte. Aber, fragte man sich, wo können Kinder spielen, die dauerhaft behindert sind? Dem Freundeskreis der Kocherburgschule ist im weiten Umkreis kein geeigneter barrierefreier Spielplatz eingefallen. Das fanden die engagierten Eltern „nicht akzeptabel“.


Unter anderem, weil der Körperbehindertenverein auf dem Gelände zu Hause ist und weil sich die Kocherburgschule die Inklusion und Integration auf die Fahne geschrieben hat, kam im Freundeskreis die Idee auf, einen Platz für alle zu bauen. Im November gab es einen Malwettbewerb. Die Friedensschüler sollten ihren „Traumpausenhof“ malen.


Ein Arbeitskreis für den barrierefreien Spielplatz wurde ins Leben gerufen. Es gab Ortstermine und Treffen mit weiteren Organisationen wie Agendagruppe barrierefreies Aalen und Beirat für Menschen mit Behinderung. OB Thilo Rentschler wurde Schirmherr des Projekts. Auch ein Landschaftsarchitekt mit entsprechender Erfahrung wurde gefunden. Dessen Projektidee wurde jetzt erstmals im Unterkochener Ortschaftsrat vorgestellt.


Das Gesamtkonzept fußt auf dem Zwei-Sinne-Prinzip. Das heißt: Alle Einbauten sind mit mindestens zwei Sinnen zu erfassen: Sehen und Fühlen, Hören und Sehen und so weiter. Die geplante Umgestaltung umfasst fünf Bereiche.


„Es ist ein großer Traum.“ (Daniela Bachert, Freundeskreis Kocherburgschule)


Zu Bereich 1 zählen unter anderem ein Schaukelparcours und eine Rampenanlage mit Rollitreppe. Ferner ein „Fun-Court“ mit Balustraden und Ballfangnetzen sowie lärmdämpfender Kunstrasen. Bereich 2 sieht Sitz- und Spielbereiche für Menschen mit und ohne Behinderung vor. Außerdem eine Spielrampe als Aufgang zum Neubau der Friedensschule.


Bereich 3 umfasst den stufenlosen Eingang zum Hauptgebäude sowie Kletterwand und überdachte Bewegungsflächen. Bereich 4 beinhaltet ruhige Sitzgelegenheiten mit Rollstuhlkarussell und Verbindungsrampen vom Schulhof zum Neubau. Bereich 5 sind Rückzugs-, Ruhe- und Aufenthaltsflächen mit Hochbeeten, Duftpflanzen, blühenden Hochstämmchen und Insektenhotel.


Das alles kostet Geld. Die vorläufigen Gesamtkosten von 700 000 Euro muss der Bauherr tragen. Das ist der Freundeskreis. Weil er diese Summe aber nicht stemmen kann, hofft er auf die unterschiedlichsten Stiftungen, etwa Aktion Mensch und viele andere.


Bis September wollen die Förderanträge gestellt sein. Frühestens im Frühjahr 2018 sind Entscheidungen zu erwarten, wie Daniela Bachert vom Freundeskreis sagt. Sie will keine allzu großen Erwartungen wecken, sondern lieber „den Ball flach halten“. Im Moment ist sie vor allem dankbar, dass sich Organisationen wie der Körperbehindertenverein und die Stadt Aalen „auf den Versuch einlassen“.


Die Stadt soll zehn Prozent dazugeben. Glücklicher Zufall: Im Haushalt standen 70 000 Euro für Treppensanierungen bereit, die ohnehin hätten gemacht werden müssen. Das Spielplatzprojekt sei in Aalen und Umgebung einmalig, betonte Grünflächenamtsleiter Rudi Kaufmann im Ortschaftsrat. Ortsvorsteherin Heidi Matzik lobte den Freundeskreis für die „Pionierarbeit“.


Wenn nach dem Unterkochener Ortschaftsrat am kommenden Mittwoch der Kultur-, Bildungs- und Finanzausschuss zustimmt, könnte das Projekt bei Stiftungen eingereicht werden. Der Winterdienst bleibt übrigens Sache der Stadt. Und: Die 2015 neu angeschafften Spielgeräte könnten abgebaut und anderswo eingesetzt werden.


Alexander Gässler, Schwäbische Post